Bergringbericht 2023

von Peter Stanislawski

Als die ersten Fahrer, Schmiermaxen und Familienangehörige Sonntagfrüh im Fahrerlager gegen 6:30 Uhr aus ihren Wohnmobilen und Zelten heraus schauten, wurden schon die ersten Fans auf dem legendären Bergring gesichtet. Mit dabei Frank Schröder, der sich „mutterseelenallein“ im Außenbereich der Zielkurve befand und ins Fahrerlager winkte. Der fast überall bekannte Teterower Bahnsportfan kennt sich bestens aus mit der Geschichte des Teterower Bergrings und ist stolz auf sein Privatarchiv, welches er besonders hegt und pflegt.

Schon kurz nach 8.00 Uhr ging es los mit den Trainingsrunden auf Bahn-, Cross- und Quadmaschinen. Wie schon seit Jahren dürfen die Grasbahnfahrer 2 mal ihre Maschinen testen, die Speed Crosser sogar links und rechtsherum. Gerade in dieser Klasse muss an diesem Vormittag schon richtig Gas gegeben werden, will man sich für die Rennläufe am Nachmittag qualifizieren. Nur 30 Fahrer kommen zum Einsatz, der „Rest“ muss zusammenpacken und kann die Rennen als Zuschauer verfolgen. Angemeldet hatten sich 80 (!) Speed Crosser, angenommen wurden fast 50. Alle Trainingseinheiten verliefen reibungslos. Von sich reden machten an diesem Vormittag der Lüdinghausener Christian Hülshorst bei den 500ern, der Deutsche Marcus Rux bei den Quads, der für Teterow startende Speed Crosser Simon Schmidt sowie Maria Franke bei den Amazonen. (Ladys). Sie alle fuhren Bestzeiten in ihrer jeweiligen Klasse.

Dann hieß es Aufstellung nehmen zur traditionellen Eröffnung der Veranstaltung am Start und Ziel. Neu Clubchef Roland Holtz und Bürgermeister Andreas Lange begrüssten Zuschauer und Aktive, bedankten sich für den unermüdlichen Einsatz der ehrenamtlichen Funktionäre und Helfer und eröffneten die Veranstaltung. Im Anschluss wurden ehemalige Speed Crosser, die über Jahrzehnte mit ihren Fahrkünsten das Publikum begeisterten und nicht mehr aktiv sind, gewürdigt. Allen voran Guido Skoppek aus Schwerin, der wohl in den letzten Jahren die meisten Fans am Bergring hatte. Auf zwei Runden ohne Helm und Handschuhe konnten dann die Fans die über 70 Rennfahrerinnen und Rennfahrer aus 5 Nationen zuwinken und bejubeln. Fast jede(r) hatte entweder den Ehepartner, das Kind, oder den Mechaniker als „Sozius“ mit an Bord. Das war schon für Jedermann ein Erlebnis, sich so um den Bergring zu begeben. Begeben um den 1.877 Meter Kurs haben sich auch ehemalige Sieger auf einem Pick up. Trevor Banks, Udo Scheel, Diethelm Triemer, Thomas Diehr, Dennis Stübe, Roberto Haupt und Stephan Lönnies konnten das Bad in der Menge genießen. Und ganz besonders ein Ehrengast, der es zeitlich gerade noch so schaffte, bei dieser „Fahrt“ dabei zu sein, freute sich ganz besonders: Der Bergringpokalgewinner von 1960, Alfred Dannmeyer. Der mittlerweile 95jährige Hamburger machte sich zusammen mit seinem Schwiegersohn auf den Weg in die Bergringstadt.

Auf Grund der Staubentwicklung bei trockenem Wetter (schon seit Tagen) musste der erste scharfe Start um 30 Minuten verschoben werden. Der Wasserwagen tat seine Dienste, um 12:30 Uhr donnerten dann die ersten sieben Fahrer mit ihren 500 ccm Maschinen den Startberg hinauf. Mitchel Godden aus England hieß der Sieger des ersten Punktlaufs, der einheimische Daniel Rath war der Verlierer. Der Teterower fiel mit Maschinenschaden aus, was ihm schon mal wichtige Punkte kostete.

Den 2. Punktlauf gewann Godden´s Landsmann Paul Cooper, beide wurden schon jetzt ihrer Favoritenrolle gerecht. Schon bei Ihrem ersten Einsatz fuhr sie allen anderen Damen davon: die Amazone Maria Franke vom MC Teutschenthal. Auch Markus Rux und Klaus Fleckinger (Österreich) bei den Quads und Simon Schmidt bei den Speed Crosser überzeugten mit Siegen.

Zum ersten Höhepunkt des Tages, dem „Lauf der Nationen“, kam es in Rennen 14. Paul Copper ließ vom Start weg nichts anbrennen, sah schon nach zwei Runden wie der strahlende Sieger aus. Aber erstens kommt es anders, als man zweitens meistens denkt… In der 3. Runde übernahm Mitchel Godden nach einem Maschinendefekt von Cooper die Führung und sah als Erster die scharz weiss karierte Flagge vor den Deutschen Stephan Katt und Ronny Stüdemann. Das Finalrennen der Speed Crosser war eine klare Angelegenheit für Simon Schmidt. Erwin Mulder aus den Niederlanden und Tim Volkmann (D) komplettierten das Podium. Volkmann war so glücklich und aufgebracht über seinen 3. Platz, konnte sich mit seiner Crew und seinen Fans nach der Siegerehrung kaum beruhigen… Maria Franke fuhr eine maximale Punkteausbeute ein, siegte bei den Amazonen unangefochten vor Bridget Portijk (NL) und Marlene Werner (D). Mit zwei Siegen und einem 2. Platz schloss der Österreicher Klaus Fleckinger in der Quad Klasse als Punktbester ab. Die beiden Deutschen Markus Rux und Stephan Bischow folgten ihm auf die Plätze.

„Nach meinem Ausfall im Lauf der Nationen greife ich wieder an!“, so die Worte von Paul Cooper, bevor er sich den Helm aufsetzte zum Finale um das „Grüne Band“. Und der Engländer schaffte es, dieses Finale klar zu gewinnen. Christian „Hülse“ Hülshorst war ihm auf den Fersen, konnte als Zweiter über die Ziellinie donnern. Platz drei errang Mitchel Godden. Stephan Katt, immer ein Garant für vordere Platzierungen, musste nach der 3. Runde aufgeben, meldete sich später auch für den Bergringpokallauf ab.

Das 1. Handicap-Rennen dieses Nachmittags hatte es in sich und wird in die Annalen des Teterower Bergrings eingehen!

Ein Life Bericht vom Geschehen
In drei Reihen stehen die 15 Traingsschnellsten zum Lauf um den „Speed Cross Pokal“ bereit. Ganz vorne mit dabei, wie schon im Vorjahr, Maria Franke mit der Startnummer 91. Die einzige Frau im Feld erwischt einen exelenten Start und führt sofort das Feld vor „ihren 14 Männern“ an. Vor einem Jahr, beim 100., lag Franke 3 Runden in Führung, bevor sie Neuling Kai Haase schnappte. Was mögen in diesem Moment für Gedanken in ihrem Kopf kreisen?! „Halte ich die Führung bis zum Schluss, oder rückt schon jetzt einer immer näher?“ Schon nach einer Runde führt Franke mit beachtlichem Vorsprung, auch nach weiteren 1.877 Metern. Und sie baut ihren Vorsprung sogar noch aus, das „Frauenwunder des Bergrings“! Die Zuschauer erheben sich von ihren Decken und Klappstühlen, sind total aus dem Häuschen! Noch 3 Runden, dann ist das Wunder geschafft! Und Maria hätte die letzte Runde nur noch mit Halbgas fahren zu brauchen, um den ersehnten Sieg zu erringen. Aber Rennfahrer geben Vollgas bis zum Schluss! Die Worte der Sprecher am Ring überschlagen sich Gänsehaut pur bei den Besuchern. Nach 5 Runden „vorneweg“ gewinnt das erste Mal eine Lady den „Speed Cross Pokal“. Keiner ihrer Verfolger kam ihr näher. Auch fuhr die Amazone die schnellste Runde in diesem Rennen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 109,86 km/h. Das Glück in seinen Augen strahlt bei Dino Skoppek, der als Zweiter durchs Ziel fährt. Dan Kirchenstein (D) freut sich über seinen 3. Platz. Spannung pur verspricht auch Handicap-Rennen Nummer Zwei. Es ist kurz nach 18 Uhr, zum 64. Lauf um den Bergringpokal (seit 1958) werden die 12 Zeitschnellsten der sogenannten „Königsklasse“ auf die Bahn gerufen. Auch hier nehmen die Fahrer Aufstellung in drei Reihen. Die Favoriten stehen direkt am Startband, sieben Fahrer vor ihnen in der 1. und 2. Reihe. Hier gibt es aber keinen, der, so wie Maria Franke, bis zum Schluss auf vorderer Position durchhält. Der Lüdinghausener Christian Hülshorst übernimmt aus Startreihe drei in der 3. Runde als Erster die Führung. Paul Cooper drängelt sich an „Hülse“ heran, beide verkürzen ihren Abstand von Runde zu Runde. Cooper weiß: Sollte ich gewinnen, gehört der „große“ Bergringpokal endgültig mir. Zweimal habe ich ihn schon gewonnen. Letztes Jahr konnte ich diesen Lauf nicht zu Ende fahren, jetzt muss es klappen! Der Engländer kommt näher und näher an den führenden Lüdinghausener heran. Aber auch Hülshorst will ungedingt diese Trophäe, welche er schon einmal zum 100. Bergringrennen 2022 vor 20 Jahren gewann. Auf den letzten Metern der 5. Runde bleiben wohl fast die Herzen der Fans stehen: Cooper fährt mit Risiko und vollem Speed durch die Zielkurve, überholt seinen Rivalen noch vor dem Ziel und siegt mit einer Reifenbreite Vorsprung. Ein starkes Rennen zeigte auch Ronny Stüdemann vom MSC Neubrandenburg, der auf den 3. Platz einfuhr. Stüdemann startete aus der mittleren Startreihe.
Was für ein spannender Abschluss des motorsportlichen Pfingstsonntags.

Knapp 7.000 Zuschauer erlebten einen tollen Renntag, bei dem wohl jeder auf seine Kosten kam.

Die kompletten Ergebnisse sind HIER abrufbar.

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