Bergring-Bericht 2022
Cooper, Hülshorst, Haase, Franke & Fleckinger gehen als Sieger hervor
von Peter Stanislawski (Text & Foto)
Noch 12 Tage bis zum Jubiläum, die Wetteraussichten sehen nicht rosig aus! Aber das ändert sich zum Guten, schon am Anfang der Woche vor dem 100. Bergringrennen kam „Entwarnung“ – nur noch das Sonnensymbol lachte von den Handys…
Und so war dann auch, Sonnencreme gehörte ins Handgepäck eines jeden Besuchers. Knallrote Körper gab es aber trotzdem zu „bestaunen“, und das nicht zum ersten Mal in der Geschichte des Bergrings.
Die für Freitagabend angesetzte „Bergring-Party“ brachte Stimmung unter den Fans, zur angekündigten Autogrammstunde kam es aber nicht. Bis tief in die Nacht hinein wurde getanzt, getrunken und gefeiert. Die Fahrer in ihren Wohnmobilen konnten sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Festzelt nun zur Nachtruhe begeben. Für sie zum Vorteil war, dass das Training am Samstag erst am Nachmittag stattfand, somit stand einem Ausschlafen nichts im Wege. Bis 9 Uhr am nächsten Morgen herrschte absolute „Funkstille“ auf dem Gelände, bevor dann ein „allgemeines Erwachen“ zu beobachten war.
Ab 14 Uhr donnerten dann die Aktiven zum ersten Mal den Startberg hinauf, jede(r) Rennfahrer(in) absolvierten ihre zwei Trainingseinheiten. Die erfahrenen Zeiten spielten vor allem in der 500-ccm-Königsklasse und bei den Speed-Crossern eine wichtige Rolle. Ging es doch um die Qualifikation für die Teilnahme im „Lauf der Nationen“ sowie die Teilnahmeberechtigung bei den Speed-Crossern.
Die Rennleitung mit Ihren Schiedsrichtern und Sprechern fanden sich am Pfingstsonntag um 8:30 Uhr zu ihrer Beratung ein, im Anschluss wurden die Aktiven am Vorstart über den Ablauf des Rennens informiert.
Die Eröffnung mit der Präsentation der Aktiven fand pünktlich um 11 Uhr statt. Andreas Lange, Bürgermeister der Bergringstadt, eröffnete die Veranstaltung. Nach der nun angekündigten Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschlands verstummten leider die Lautsprecher rund um den Ring. Erst 30 Minuten später ertönte die Hymne dann doch noch.
Davor präsentierten sich die Fahrer mit ihren Maschinen rund um den Ring. Wie Sprecher Hans-Werner Ruge aus der Südkurve bekanntgab, konnte man hierbei den Teilnehmern „richtig“ ins Gesicht schauen, denn ihre Sturzhelme blieben im Fahrerlager zurück.
Seit Jahrzehnten steht ein Termin ganz oben auf dem Plan: Erster Start um Punkt 12 Uhr! Diesmal konnte diese wichtige Zeitvorgabe nicht eingehalten werden. Erst eine halbe Stunde später folgte der Startschuss zum Bergring-Jubiläum 2022! Der Grund für diese „Verspätung“ war aber absolut berechtigt! An den Kassen standen noch hunderte Zuschauer, die den Beginn der Rennen nicht verpassen wollten. Trotz dieser „Zwangspause“ schafften es die Kassierer nicht, alle noch kommenden Fans abzufertigen, der Andrang war zu groß…
Am Vorstart stehen die „500er“ bereit und warten auf den Startschuss! Sie stehen schon seit 11:55 Uhr bereit, aber wie schon erwähnt, kommt die ersehnte grüne Flagge erst eine halbe Stunde später. Endlich geht es los! Die ersten wichtigen Punkte für die Teilnahme am Finale um das „Grüne Band“ werden eingefahren. Weiter geht es mit den Punktläufen der Quads und den weiblichen und männlichen Speed-Crossern. Nachdem Jeder einmal auf der Bahn war, entschied die Rennleitung, die weiteren Punktläufe auf 3 Runden zu reduzieren. Die Staubentwickelung ist enorm, der Wasserwagen muss mehrmals seinen Standort verlassen und die Bahn wässern. Bei den Speed-Crossern und Quadfahrern gibt es überhaupt keine Probleme mit dem „Nass“ auf der Bahn. Die Königsklasse dagegen „verdammt“ den Wasserwagen! „Staub ist für uns überhaupt kein Problem“, so die mehrheitliche Meinung der Bahnfahrer auf ihren 500er Maschinen. Aber es sollte später anders kommen…
Der erste Höhepunkt steht an. Die 12 trainingsschnellsten Fahrer bereiten sich auf den „Lauf der Nationen“ vor. Paul Cooper von der Insel erwischt den besten Start und gibt seine Führung bis zum Schluss nicht ab. Manfred Knappe aus Bayern und der Lüdinghausener Christian Hülshorst komplettieren das Podium. Die vierrädrigen Quads beenden ihre drei Punktläufe, der Sieger heißt mit voller Punktezahl, wie beim 99. im Jahr 2019, Klaus Fleckinger aus Österreich. Der Teterower Marcus Rux kann den zweiten Podestplatz einfahren, Platz 3 geht an den Deutschen Michael Schröder.
Was für eine Bereicherung bei den Speed-Crossern! Mit der Verpflichtung von Kai Haase, einem sehr bekannten Freestyler und YouTuber, kommen das Publikum, aber auch die Funktionäre und Sprecher, voll auf ihre Kosten. Dieser junge Mann aus Berlin kennt den Bergring vorher nur vom „Hören und Sagen“ und begeistert sensationell alle 12 000 Zuschauer mit seinen Fahrkünsten. Keiner kann ihm das Wasser reichen! Nach seinen Siegen in den Punktläufen gewinnt Haase den Finallauf um den „Teterower Hechtjungenpokal“. Die Begeisterung kennt keine Grenzen. „Kai Haase muss unbedingt wiederkommen“, sind sich alle einig. Den zweiten Platz erfährt sich der Deutsche Björn Feldt vor Guido Skoppek aus Schwerin. Sein Sohn Dino schrammt knapp am Podium vorbei und wird hinter seinem Vater Vierter.
Wer gewinnt das „Grüne Band“? Am Startband stehen die 12 Punktbesten aus den Vorläufen. Schafft es Cooper auch hier, seine Kontrahenten hinter sich zu lassen? Ja, er kann es und macht es! Vor „Hülse“ Hülshorst und Manfred Knappe schießt der Engländer durchs Ziel und hat somit schon sein „Doppel“ inne! Zuvor kam es bei diesem Finale zu einem erschreckenden Sturz. Der Holländer Dave Meijerink kollidiert in der Zielkurve zwei Mal mit der Bahnbegrenzung (Bande) und wird sofort ärztlich versorgt. Der Holländer kommt vorsorglich mit dem Heli in eine Klinik nach Rostock. Nach einem „Check“ im Krankenhaus kommt die „Entwarnung“ und ein Aufatmen: Keine Verletzungen! Der in den Niederlanden sehr bekannte junge Sand- und Grasbahnfahrer ist schon am Pfingstmontag auf dem Weg nach Hause! Und noch einmal kommt hier der „Staub“ zur Sprache: Der verunglückte Holländer fuhr ohne Sicht in die Zielkurve. Zu diesem Zeitpunkt macht ausgerechnet jetzt der Wind eine Pause, die „Staubwand“ ist somit die Ursache seines Sturzes. Auch danach wünschen die Fahrer der Königsklasse keinen Wasserwagen auf der Bahn. Rennleiter Ronny Schlaak lässt sich nicht beeinflussen und ordnet ein kleine Prise Wasser in der Zielkurve an. Richtige Entscheidung, die Sicherheit geht vor!
Ein sehr bekannter Name in den Köpfen der langjährigen Besucher hat auch in Zukunft Bestand: Die „Amazone“ Maria Franke beherrscht den 1877m-Kurs wie keine andere Frau auf dieser Welt! Sie gewinnt souverän alle Punktläufe und steht als Siegerin auch in diesem Jahr fest. Mit den Holländerinnen Jessica Elsinga und Sylvana Postma kann Maria die Siegerehrung genießen.
Mit außergewöhnlichen Rundenzeiten für eine Frau qualifiziert sich Maria Franke für den Handicap-Lauf um den Speed-Cross-Pokal. Und dieses Rennen hat es in sich, muss mehrmals gestartet werden! Obwohl es eine eindeutige Erklärung und Einweisung der Startvorgänge an die 15 zeitschnellsten Speed-Crosser gibt, scheinen es einige Akteure nicht so recht verstanden zu haben!? Gestartet wird in drei Reihen: Gruppe 1 fährt nach Flaggenzeichen los, die 2.Gruppe nach Ampelanzeige „Grün“. Die Fahrer der letzten Gruppe stehen am Startband und „donnern“ wie immer los! Nach drei Fehlversuchen klappt es endlich! Maria Francke übernimmt das Feld an führender Position aus Startreihe 1, aber die „Aufholer“ kommen immer näher. Fünf lange Runden sind zu absolvieren, die Spannung erreicht ihren Höhepunkt.
Nur zwei Männer können die außergewöhnliche Rennfahrerin einholen. Und das sind der Bergring-erfahrene Holländer Wouter Broun und Publikumsliebling Kai Haase, der auch dieses vorletzte Rennen unter tosendem Beifall gewinnt. Alle Drei teilen sich das Siegerpodest.
Es ist bereits 18:30 Uhr. Um diese Zeit gab es noch nie ein Rennen auf Europas schönster Grasbahn. Durch mehrere Abbrüche und Bahndienste konnte dieser Zeitverzug nicht verhindert werden. Zum 63.Mal steht das Rennen um den Bergringpokal auf dem Plan. Wieder wird in drei Startreihen Aufstellung genommen, aber dieses Mal klappt der Start beim ersten Anlauf perfekt!
Schafft es Paul Cooper, auch das letzte Rennen des Tages zu gewinnen? Er startet aus der letzten Reihe. „Wenn Paul gewinnt, kann er den großen Bergringpokal mit nach Hause nehmen, denn es ist sein dritter Sieg“, gibt Gabriele Mäthing mit ihrem Insiderwissen zu verstehen. Und es sieht ganz danach aus. Seine Aufholjagd ist atemberaubend, er prescht sich immer weiter nach vorn. In Runde drei kommt der Engländer ausgangs der Nordkurve leider zu Fall. Dem Sprecher Matthias Ruge versagt fast seine Stimme! Was für ein Drama! Links und rechts versuchen die nachfolgenden Fahrer auszuweichen, was ihnen glücklicherweise auch gelingt. Cooper selbst bleibt unverletzt. Christian Hülshorst nutzt die Gunst der „späten Stunde“ und gewinnt nach konzentrierter Aufholjagd den begehrten Pokal vor dem Engländer Charley Powell und Ronny Stüdemann, der damit bester Mecklenburger und Teterower Fahrer des Tages ist.
Kurz vor 19:30 Uhr ist es geschafft, die Sieger und Platzierten pilgern mit ihren Pokalen, Schleifen, Kränzen und Ehrenpreisen in Richtung Fahrerlager.
Durch mehrere Stürze blieben leider auch Verletzungen (Knochenbrüche) nicht aus. Der Vorstand und die Rennleitung des MC „Bergring“ Teterow e.V. sowie alle Zuschauer wünschen den Aktiven gute Besserung und eine vollständige Genesung.
In der anschließenden Auswertung bedankt sich Veranstaltungsleiter Adolf Schlaak für den Einsatz aller Funktionäre. Peter Stanislawski gibt bekannt, dass er nach 25 Jahren als Funktionär ab dem nächsten Bergringrennen nicht mehr zur Verfügung steht. Sprecher Hans-Werner Ruge fügt darauf lächelnd hinzu, dass er, im Gegensatz zu Stanislawski, weiter macht!…
Staubfontänen gehören auf dem Bergring dazu !